DÖAK 2023: HIV ist auch weiblich - aber wie gut klappt es eigentlich mit der Versorgung? | 24. März um 16.30 Uhr

DÖAK 2023: Workshop HIV ist auch weiblich!

Alexandra Frings von der Aidshilfe Aachen und Petra Hielscher von der Aidshilfe NRW stellten die Landesarbeitsgemeinschaft Frauen und HIV/Aids NRW als Vernetzung von in der Aidshilfe arbeitenden Frauen, und XXelle PLUS, der Zusammenschluss HIV-positiver Aktivistinnen vor. Ziel dieser Veranstaltung sei, auf Versorgungslücken in der medizinischen Praxis aufmerksam zu machen.

Ivanka Krznaric, Ärztin aus Berlin, wies darauf hin, dass zurzeit leider immer noch viele Frauen mit einer HIV-Spätdiagnosen vorstellig würden. Im Vergleich zu anderen Fachärzt*innen würde in ihrer Praxis selbstverständlich oft über Sexualität gesprochen.

Leonie Hummel, Gynäkologin aus Gelsenkirchen berichtet aus ihrer Praxis und wie sie mit Patientinnen über Sexualität ins Gespräch kommt. Sie habe sich als Sexualmedizinerin ausbilden lassen, was sie leider nicht abrechnen könne, was ihr aber im Kontakt zu den Frauen einen erheblichen Vorteil verschaffe. Nicht alle Frauen ließen sich auf solche Gespräche ein, sie habe aber gelernt, zwischen den Zeilen das Thema immer wieder durchscheinen zu lassen.

Manuela Brandt von der Aidshilfe im Westmünsterland beschrieb die Schwierigkeit an medizinischer Versorgung im ländlichen Raum. Hier seien vor allem in den letzten Jahren die zahl an Frauen mit Migrationserfahrung extrem gestiegen. Diskriminierende Erfahrungen, nicht nur in den Unterkünften, sondern auch und vor allem in den Praxen und Apotheken, sein an der Tagesordnung. Es sei extrem schwierig, Frauen mit HIV in gynäkologische Behandlung zu bekommen. Dies geschehe in den seltensten Fällen aus Boshaftigkeit, sondern in erster Linie aus Unwissenheit.

In der Diskussion entwickelte sich die Idee, interessierte und offene Praxen besser zu vernetzen. Ivanka Krznaric konstatiert, dass ihre Kolleginnen einen schwulen Patienten eher auf Rimmen und Analsex ansprechen würden als ihre schwulen Kollegen eine Patientin auf Scheidentrockenheit. Das zeige, wie verpönt es immer noch sei, derartige Fragen zu thematisieren.

Aus dem Publikum kamen unterschiedliche Rückmeldungen. Vor allem ältere Frauen beharrten auf ihrer Haltung, sich nicht als Opfer zu sehen, in ihrer Jugend sei offen über Sexualität geredet worden. Dagegen seien jüngere Frauen mehr und mehr nicht mehr in der Lage, offen zu kommunizieren. Hier versuche man, miteinander besser ins Gespräch zu kommen. Auch Aidshilfen sollten zukünftig mehr Angebote in diese Richtung machen.

Gefordert wurde, dass das Thema der Sexualität auch im Medizinstudium mehr Raum bekommt und praktizierende Gynäkolog*innen es von sich aus mehr anbieten müssen. Das erfordert natürlich, eine innere Bereitschaft der Behandelnden und die Sensibilität, es mit den Patientinnen sensibel und emphatisch anzusprechen.

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Vom 23. bis 25. März 2023 findet in Bonn der 11. Deutsch-Österreichischen-AIDS-Kongress (DÖAK 2023) unter dem Motto „HIV und AIDS - (K)eine Generationenfrage“ statt.

Expert*innen aus Medizin, Forschung, Politik und Aidshilfe, aber auch engagierte Menschen mit HIV, werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu HIV und Altern, aber auch Auswirkungen und Bedeutung von HIV über alle Generationen hinweg diskutieren.

Die Aidshilfe NRW ist mit vielen Kolleg*innen vertreten, beteiligt sich an den verschiedenen Sessions und organisiert selbst fünf Workshops (doeak-kongress.de/aidshilfe-nrw/).

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