DÖAK 2023: Rückkehr der Moral? Schwule Sexualität in Zeiten von Affenpocken & Corona! | 25. März um 15.15 Uhr

DÖAK 2023Anlass der Veranstaltung war, dass eine Veränderung des Sexualverhaltens während der Corona-Pandemie festustellen war, aber auch das Bild, das andere Menschen über das Sexverhalten schwuler Männer haben.

Marco Kammholz, Sexualberater aus Köln, stellte zum Einstieg fest, dass  schon vor der Pandemie Verhaltensweisen festzustellen waren, die sich in der Coronazeit verschärft haben: Cyber-Sex, Pornokonsum, Rückzug ins Private. Studien zufolge ist die Zufriedenheit der Sexualität während der Pandemie zurückgegangen, die Varianz hat dagegen zugenommen. Für Paarbeziehungen hat sich die Sexualität wahrscheinlich intensiviert, für Alleinstehende haben sich die sexuellen Probleme verschärft. Viele Menschen haben sich in der Pandemie wesentlich eingeschränkt, die Gruppe der schwulen Männer eben auch. Angesichts der Bewertung promisker, schwuler Männer im Hinblick auf ihre Sexualität hatte es dort eine andere Bedeutung. 60 Prozent haben nach einer australischen Studie weiter Sexdates gemacht, allerdings verbunden mit Schutzstrategien vor Covid.

Dagegen standen vielfach Appelle an schwule Männer, sowohl außerhalb der Community als auch innerhalb, sich zurückzuhalten, wiederholt nach Abschwächen der Corona-Pandemie bei Aufkommen der Mpox. Kammholz äußerte die Einschätzung, dass die alte Moral nach Enthaltsamkeit nicht zurückgekehrt sei, vielmehr hätte sich die Moral "modernisiert", Sex sei gut, Sex sei gesund - allerdings unter Beachtung gewisser Regeln.

Das wurde seitens des Publikums teilweise anders eingeschätzt. Tatsächlich habe man Appelle seitens der Politik wahrgenommen, sich angesichts der Mpox-Infektionswelle sexuell einzuschränken. Ebenso wie man sich während Corona bei den Umgangsregelungen als Alleinstehende Schwule nicht wahrgenommen sah, der Fokus des Staats lag eindeutig bei der klassischen Familie.

Erinnerte wurde auch an Diskussionen in der Szene, sowohl was die Verteilung des Impfstoffs betrifft als auch das Sexualverhalten. Dementsprechend war das Gespräch darüber auch nicht selten schambehaftet. Kammholz bestätigte diese Einschätzung, wobei er kritisch anmerkte, dass ein großes Bedürfnis nach Einheitlichkeit, festen Ansagen bestand, gelebte Sexualität aber immer dynamisch, individuell verschieden sei.

All diese Erkenntnisse werde man weiter analysieren und bei der Konzeption zukünftiger Präventionsprojekte einfließen lassen.

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Vom 23. bis 25. März 2023 findet in Bonn der 11. Deutsch-Österreichischen-AIDS-Kongress (DÖAK 2023) unter dem Motto „HIV und AIDS - (K)eine Generationenfrage“ statt.

Expert*innen aus Medizin, Forschung, Politik und Aidshilfe, aber auch engagierte Menschen mit HIV, werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu HIV und Altern, aber auch Auswirkungen und Bedeutung von HIV über alle Generationen hinweg diskutieren.

Die Aidshilfe NRW ist mit vielen Kolleg*innen vertreten, beteiligt sich an den verschiedenen Sessions und organisiert selbst fünf Workshops (doeak-kongress.de/aidshilfe-nrw/).

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